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Schriftbild und Poesie – Kalligraphie auf Leinwand

„Lilakühl“, das passt gut in die Jahreszeit.- Ein Wort, das der romantische Dichter Max Dauthendey (* 25. Juli 1867 in Würzburg; † 29. August 1918 in Malang auf Java) geprägt hat. Er war auch Maler und spielte in seiner Dichtung gerne mit Farben. Die kalligraphische Umsetzung seiner Worte bietet sich sehr an. Er war (und ist) durchaus umstritten, seine Gedanken sind als „Gehirngekräusel“ (auch so ein schönes Wort) verschrieen. Ich mag seine poetische Ausdrucksweise sehr. -Seine Poesie flüstert uns aus einer geheimnisvollen Welt Magie und Wunder zu. Auch die Kalligraphie atmet Magie und Wunder. Dauthendeys Worte habe ich daher zum Thema einer 10teiligen kalligraphischen Serie gemacht

Acrylbild mit Sprüchen
Kalligraphie auf Leinwand

Kleine Formate, jedes misst nur 25cm x 25cm. Schriftkunst auf Leinwand: Am Anfang stehen Materialstudien. Auf der rohen Leinwand wird alles ausprobiert: Grundierung, Acrylfarben und Acryltuschen, Kalligraphiewerkzeuge wie verschiedene Federn und Stifte. Wie vertragen sie sich untereinander, bluten Tinten aus, wie kann ich den leichten Fluss der Baumwollleinwand erhalten ? Alles Fragen, die ich beantwortet haben möchte, bevor ich das Original gestalte. Als Leinwand habe ich „Provence“ von Boesner gewählt, ein leichtes Material, das sich für kleine Formate gut eignet. Sie hat wenig Struktur, so dass ich auch mit einer Bandzugfeder, hier die Speedball C5, gut darauf schreiben kann. Auf Leinwänden mit viel Struktur ist mit Federn schlecht zu schreiben, das Schriftbild wirkt schnell unkontrolliert und unbeholfen.. Ich grundiere mit wenig Binder und noch weniger Gesso. Gerade soviel, dass die Farbe nicht zu sehr auf die Unterlage durchsackt.

Kalligraphie auf Leinwand mit Sprüchen, Materialstudien
Edding hat sich nicht bewährt, ich bevorzuge Schreibfedern mit Schmincke aerocolor-Tusche.

„Die Sonne schreibt goldene Schrift an jedes Gemäuer und jeder Grashalm ist ihr teuer“, ein Satz der sich wirklich nur auf einer delikaten Unterlage wohlfühlen kann.


Die Farbe trage ich vorsichtig auf, sie darf mit viel Wasser fließen. Die kalligraphische Schrift gibt der Gestaltung Halt, genauso wie die genähten Elemente. Diese mit der Nähmaschine gesteppten Schnörkel und Blüten sind auch ein Grund, die Leinwand erst nach ihrer Bemalung und Beschriftung auf den Keilrahmen aufzuziehen. Außerdem kann ich so gut in die Ränder hineinarbeiten, ohne ständig das ganze Bild in die Hand nehmen zu müssen und es zu drehen.


Mit einer Erinnerung an den Sommer möchte ich mit Dauthendeys Worten schließen: „Und ein Duft geht von Sonnenwärme und Mandelblüten.“ Gut möglich, dass nicht jeder diesen Duft riechen kann...