Für meinen neuen Black 'n White Modern Calligraphy workshop in Münsingen (Süddeutschland, auf der Schwäbischen Alb) habe ich mir diesmal wieder etwas ganz besonderes einfallen lassen. Wir werden Modern Calligraphy Basics lernen und ausbauen um dieses wundervolle Schrift dann mit weißer Tinte auf schwarzes Papier zu schreiben. Anmeldungen dafür nimmt der Veranstalter, die vhs Münsingen nach den Sommerferien (Baden-Württemberg) entgegen. Das Material werde ich mitbringen, es wird (gegen Gebühr) zur Verfügung stehen.
Bevor es aber nun so richtig losgehen kann, wollte ich die weißen Tinten und Tuschen nochmal auf Herz und Nieren prüfen. Ich habe eine ganze Sammlung davon dastehen, die ich je nach Einsatzzweck verwende. Dabei habe ich so meine Lieblinge und deshalb wollte ich jetzt nochmal so richtig vergleichen. Wie immer rein subjektiv und ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit ;).
Hier seht ihr das Blatt, das ich mit meinem Vorrat an unterschiedlichen weißen Tinten geschrieben habe. Dazu muss ich sagen, dass man Weiß sehr gut umrühren muss, bei manchen Tinten dauert das richtig lange, sie klumpen auch nach einer längeren Standzeit etwas. Für meine Sennelier - Schellacktusche kam der Rettungsversuch allerdings zu spät, das Pigment war nicht mehr im Schellack zu lösen. Sie stand bei mir jetzt aber auch schon seit drei Jahren, ist also durchaus nachvollziehbar.
Alle anderen Tinten / Tuschen / Wasserfarben waren freundlich genug zu überleben und haben einwandfrei funktioniert. Ich habe sie teilweise wiederbeleben und aufpäppeln müssen, aber das ist ja normal. Jede Schreibflüssigkeit muss auf die richtige Konsistenz eingestellt werden. Wenn sie aus der Feder läuft und an flüssige Sahne erinnert, ist es richtig. Ist sie zu dick eingestellt, läuft sie nicht, zu dünn geht die Deckfähigkeit flöten.
Nikko G und Oblique Penholder
Ich habe mit der Spitzfeder getestet, mein Liebling ist ja die Nikko G, im Verbund mit einem meiner wundervollen Oblique Penholder aus meinem Kalligraphieshop.
Das spielt eine wichtige Rolle, mit einer umgänglichen Bandzugfeder wäre das Ergebnis sicher etwas anders ausgefallen.
Außerdem muss man - wie immer - auch die Qualität des Papiers in Betracht ziehen, sobald es zu strukturiert ist, zickt die Spitzfeder rum und das Schreiben macht nicht mehr so richtig den Spaß. Wenn die Nikko Papierfasern aus weichen Büttenpapieren ausreißt, probiert doch mal eine Kugelspitzfeder. Sie ist an der Spitze etwas abgeflacht und daher besser auf diesen Papieren zu schreiben.
Ich werde die einzelnen Schreibflüssigkeiten nacheinander beschreiben und am Ende ein Fazit ziehen. Du kannst gespannt sein. Bei machen Produkten findet ihr einen Amazon-Affiliate-Link. Etliche der Produkte findet ihr auch im einschlägigen Fachhandel.
Dr. Martins Bleedproof White
läuft gut aus der Feder
ist gut zu kontrollieren
macht sehr feine Haarlinien
deckt sehr gut und gleichmäßig
ist nicht wasserfest
Rohrer und Klinger Zeichentusche
läuft sehr gut aus der Feder (braucht nicht eingestellt zu werden)
ist schwer zu kontrollieren
deckt mittelmäßig bei verhältinismäßig kurzem Strich
man muss viel rühren
Winsor and Newton Ink
läuft leicht aus der Feder
kaum zu kontrollieren
deckt nicht gut
sehr kurzer Strich
Winsor and Newton Calligraphy Ink
läuft gut aus der Feder
gut zu kontrollieren
sehr kurzer Strich, der schnell nicht mehr gut deckt
Winsor and Newton Designer Process White
läuft sehr gut aus der Feder
sehr gut zu kontrollieren
langer Strich
deckt gut
- obwohl dieses Weiß gar nicht zum kalligrafieren gemacht wurde!
Montana Acrylic
läuft sehr gut
läuft weit
deckt gut
wasserfest
Das Kunststofffläschen kann geschüttelt werden, es hat so eine kleine Kugel wie Nagellack (oder der Spätzleshaker für die Schwaben), das ist angenehmer als Rühren, aber man muss dann wieder ein bisschen warten bis sich der Schaum zurückgebildet hat. Auf der Abbildung seht ihr ein Refill.
Kuretake Zig White Ink
läuft sehr gut
läuft weit
deckt gut
wasserfest
Hier war das Rühren extrem: ein kompakter Kloß saß in der Flüssigkeit. Aber nachdem das Verrühren geschafft war, ließ sich diese Tusche sehr gut verschreiben, deckt prima und erlaubt ein sehr angenehmes Schreibgefühl.
Standardgraph
läuft gut
gut zu kontrollieren
deckt nicht so gut
Deleter
läuft sehr gut aus der Feder
läuft weit
ausreichend gut zu kontrollieren
deckt gut
Schmincke Calligraphy Gouache
kommt in einer kleinen Tube, der Unterschied zur Designers Gouache ist laut Schmincke, dass das Pigment bei der Calligraphy Gouache feiner gemahlen ist. Die Designers lässt sich aber auch gut schreiben, sie ist wesentlich günstiger im Preis.
Die Calligraphy Gouache
läuft gut aus der Feder
läuft ausreichend weit
deckt gut
Schmincke Aerocolor
läuft gut aus der Feder
läuft ausreichend weit
deckt mittelgut
Wer ist die Schönste im ganzen Land?
Wie es so oft ist: Es kommt darauf an. Muss das Weiss wasserfest sein, lege ich wert auf feine Linien (jaaaa!), welchen Schreibgrund verwende ich. Soll das Werk reproduziert werden, würde ich immer schwarz auf weiss schreiben und in der Bildbearbeitung invertieren. Dabei ausnahmsweise nicht die wunderbare Eisengallustinte aus meinem shop verwenden, sondern eine Tinte, die nicht so feine Haarlinien macht. Diese verschwinden nämlich beim Reproduzieren.
Also meine Favoriten sind eindeutig:
Doc Martins, das ist für mich das schönste Schriftbild. Gefolgt von Montana Acrylic und Kuretake Zig White Ink. Wenn man die Kuretake erstmal zum Funktionieren überredet hat, ist es ein Vergnügen mit ihr zu kalligraphieren.
Welches ist denn deine Liebligstinte in Weiß? Ich freue mich über dein Feedback in den Kommentaren!
Tinte und Tusche in der Kalligrafie
Wenn Du noch mehr über Tinten und Tuschen in der Kalligrafie lesen möchtest, dann findest du hier noch etwas.